Die aktuelle Diskussion über die Abschaffung des Bargelds sollte nicht nur aus dem Blickwinkel finanzpolitischer Überlegungen erfolgen, sondern muss auch der Frage nach den Fundamenten einer freien bürgerlichen Gesellschaft nachgehen.
Zu den prominentesten Befürwortern einer Welt ohne Bargeld zählen die Ökonomen Kenneth Rogoff in den USA und Peter Bofinger in Deutschland. Beide sprechen sich für eine bargeldlose Gesellschaft aus, wie sie bereits in Schweden in Ansätzen vorhanden ist. Neben der Behauptung, dass die Nutzung von Bargeld heutzutage ein Anachronismus sei, vergleichbar mit Riten vergangener Tage, sehen sie vor allem wirtschaftliche Vorteile. Diese Vorteile mögen existieren, doch sollte man sich die Mühe machen genau hinzuschauen, für wen.
Die Gewinner einer Abschaffung des Bargeldes wären in erster Linie die Banken und die Kreditkarteninstitute, die bei jeder Transaktion eine Gebühr kassieren könnten, wie es in Schweden normal ist. Dies käme einer Transaktionssteuer gleich, bei der die Konsumenten keine Möglichkeiten mehr haben auszuweichen, da ihnen das Bargeld als kostengünstige Alternative fehlt. Möchte man wirklich in einer Gesellschaft leben, in der wie in Schweden inzwischen die Kirchenkollekte nur noch per Lesegerät angenommen wird – natürlich mit einer Transaktionsgebühr, die besser den Bedürftigen zukommen sollte? Den Banken und Kreditkarteninstituten wird durch den Verzicht auf das Bargeld ein großer lukrativer Markt eröffnet – dessen Kosten ganz klar die Verbraucher tragen.
Das Argument der höheren Zahlungssicherheit und des Schutzes vor Falschgeld, wie es die Befürworter einer Abschaffung des Bargeldes behaupten, kann durch aktuelle Statistiken leicht widerlegt werden. Die durch Falschgeld in Deutschland verursachte Schadenssumme machte im Jahr 2014 nur einen Bruchteil der Schadenssumme durch den Betrug mit Kredit- und ec-Karten aus. Im Umkehrschluss heißt das, dass eine bargeldlose Gesellschaft die Zahlungssicherheit verringern und Kriminellen noch mehr Anreize geben würde, ihre Energie in den Kartenbetrug zu investieren.
Ob es in der Zukunft noch Bargeld geben wird, sollte auch nicht von einem ausgewählten elitären Zirkel wie der G7 entschieden werden, wie Bofinger es gefordert hat, sondern es sollte eine originäre Entscheidung des Marktes sein, auf dem bares und elektronisches Geld miteinander konkurrieren können. Eine Abschaffung des Bargelds würde nicht nur die Konsumentensouveränität verletzten, also die freie Wahl der Konsumenten ihrer Zahlungsinstrumente, sondern auch den Gegendruck auf einen allzu forschen Steuerzugriff des Staates reduzieren. Die Forderung nach einer Abschaffung des Bargeldes ist daher schon aus ordnungspolitischen Gründen abzulehnen.
Wenn es nach dem Wunsch der Konsumenten ginge, wären die Forderungen nach Abschaffung des Bargeldes übrigens völlig fehl am Platz, denn für 80 Prozent der Bundesbürger ist das Bargeld immer noch das beliebteste Zahlungsmittel. Obwohl die technischen Möglichkeiten heutzutage ausreichen würden, auch ein bargeldloses Zahlen zu ermöglichen, vertraut die Mehrheit der Bundesbürger auf physisches Geld und das ist gut so, denn „jeder solle bezahlen können, wie er will“.
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