Das neueste Hilfspaket zeigt es wieder einmal: Die Politik hat keine Lösungen parat, um den Milchbauern dauerhaft zu helfen und den Milchpreis wieder auf ein angemessenes Niveau zu heben. Doch es gibt Wege, um dem Preisverfall entgegenzuwirken.
Viele Bauern können aufgrund des seit Jahren niedrigen Milchpreises ihre Kosten nicht mehr decken und müssen ihren Hof aufgeben. Im Juni ist der Erzeugerpreis auf 24 Cent pro Liter Milch gesunken. Die Hauptgründe für diesen anhaltenden Preisverfall sind das zu hohe Angebot auf dem Milchmarkt, die ineffiziente Wertschöpfungskette in der Milchproduktion sowie die geringe Zahlungsbereitschaft der Kunden.
Um das zu hohe Angebot auf dem Markt zu begrenzen, gab es lange Zeit eine Milchquote in der EU, die aber im vergangenen Jahr abgeschafft wurde. Als die Milchquote noch existierte, bestand für die Bauern keinerlei Anreiz, ihr eigenes Angebot zu senken. Auch hatte die Quote keinen spürbaren Preiseffekt. Sie wiederzubeleben, macht daher wenig Sinn. Eine bessere Alternative zur Milchquote wäre es, Subventionen an eine Mengenreduzierung zu binden. Das würde allen Bauern einen Anreiz geben, ihr Angebot tatsächlich zu senken.
Ein weiteres wichtiges Instrument, um die Lage der Bauern zu verbessern, wäre darüber hinaus intensivere Verhandlungen zwischen den Bauern und der weiterverarbeitenden Industrie. Der Unterschied zwischen dem Verkaufspreis in den Supermärkten und dem Erzeugerpreis, den die Milchbauern erhalten, schwankt teilweise sehr stark, ohne dass ersichtlich wäre, woran dies liegt. Hier werden mehr Transparenz, eine bessere Kenntnis der Wertschöpfungskette und eine schnellstmögliche vertragliche Fixierung der Mengen, Preise und Laufzeit zwischen den Milcherzeugern- und Verarbeitern benötigt. Ein positives Beispiel hierfür hat Edeka Südwest geliefert, die vor kurzem lokalen Bauern eine Preisgarantie gegeben haben.
Schließlich ändert sich die Zahlungsbereitschaft mancher Kunden durch das zunehmende ökologische Bewusstsein der Bevölkerung und die Zunahme des Absatzes an teureren Bio-Produkten. Auf ökologische Erzeugung umzustellen, kann deshalb eine erfolgversprechende Strategie für Landwirte sein. Außerdem gibt es immer mehr Menschen, denen es wichtig ist, regionale Produkte zu kaufen. Ein Beispiel hierfür ist die Mensa Freiburg. Sie hätte die Möglichkeit, ihre Milch zu einem billigeren Preis zu beziehen, kauft stattdessen aber bei einem teureren, jedoch regionalen Anbieter. Die Milchbauern können dadurch die gleiche Menge Milch zu einem höheren Preis verkaufen.
Es ist wichtig, den Milchpreis wieder zu stabilisieren, damit die Bauern ihre Kosten in der Milchproduktion wieder selbst decken können. Sie sichern die Grundversorgung mit Lebensmitteln und schützen das kulturelle Landschaftsbild. Es war bereits ein von der EU in den Römischen Verträgen von 1957 festgelegtes Ziel, der landwirtschaftlichen Bevölkerung eine angemessene Lebenshaltung zu gewährleisten. Der Staat kann helfen, indem er die dafür gezahlten Subventionen sinnvoller gestaltet, sodass er gleichzeitig Geld spart, das er in anderen Bereichen der Wirtschaft reinvestieren kann. Die Produktionskette kann effizienter gestaltet werden und die Konsumenten können für mehr Solidarität gegenüber den Erzeugern ihrer Lebensmittel sorgen. Deshalb sollte nicht immer nur mit kurzfristigen Aktionen wie dem aktuellen Soforthilfepaket interveniert werden. Werden jedoch die genannten Lösungsansätze umgesetzt, so ist eine Rettung des Milchpreises in Sicht.
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