Harvard, Princeton und Yale heißen die Tempel der modernen Wissenschaft. Hier geben sich die Eliten von morgen die Klinke in die Hand. Zweifellos, das angelsächsische Bildungssystem glänzt mit Topuniversitäten mit modernster Ausstattung und Star-Professoren. Enorme Schulden durch Studienkredite blockieren jedoch die Zukunft vieler Universitätsabgänger in den USA und führen damit weg vom eigentlichen Ziel: sozialem Aufstieg und einer besseren Zukunft.
Die Studiengebühren in den USA haben absurde Höhen erreicht. Ohne Kredite können viele junge Menschen ihr Studium gar nicht mehr finanzieren. Inzwischen haben 43 Millionen Studierende und Absolventen amerikanischer Universitäten beinahe 1,2Billionen US-Dollar an Schulden angehäuft. Bei mehr als zehn Prozent der Kredite sind die Rückzahlungen um mehr als 90 Tage in Verzug. Viele Studierende sind nach abgeschlossenem Studium schlichtweg nicht in der Lage, die monatlichen Zahlungen aus ihrem laufenden Einkommen zu leisten. Das Versprechen, dass es einem durch einen Hochschulabschluss einmal besser gehen wird, wird in den USA nicht mehr eingehalten.
In der Theorie zeichnet sich ein funktionierender Markt durch die Eigenschaft der vollständigen Information aus. Sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite kennen exakt die Qualität des Gutes, sodass möglichst viele Nachfrager die von ihnen gewünschte Qualität zum jeweils geringstmöglichen Preis angeboten bekommen. Anbieter und Nachfrager finden zum größten Wohl aller zusammen. Im Falle des amerikanischen Bildungsmarktes ist die Informationslage jedoch aus mehreren Gründen asymmetrisch und das Marktergebnis ist nicht länger optimal.
Zum einen kommt es in vielen Fällen zur Überschätzung des Wertes, ergo der Arbeitsmarktchancen, die der Abschluss verspricht. Es stimmt: Das Risiko der Arbeitslosigkeit ist deutlich niedriger. Das ist durchaus ein positives Signal an Studienabgänger. Statistiken der Federal Reserve Bank of New York zeigen jedoch: Viele Graduierte arbeiten in Jobs, die die erlangten Qualifikationen nicht voraussetzen. Es liegt also ein weitverbreitetes Wahrnehmungsproblem vor, welches die Entscheidung für ein Studium und damit für einen Kredit beeinflusst.
Fehlendes Wissen über die Struktur des Kredites eröffnet die wahre Tragweite der Schuldenaufnahme häufig erst zu spät. Unter anderem ist es beinahe unmöglich, solche Schulden im Insolvenzfalle abzugelten. Viele Verträge ermöglichen außerdem mehrfache Zinserhöhungen, die die Schuldenlast weiter anschwellen lassen. Im Allgemeinen sind die staatlichen Kredite günstiger für den Schuldner als solche, die von privaten Firmen vergeben werden. Häufig sorgen jedoch eine undurchsichtige Bürokratie bei öffentlichen Krediten und falsche Versprechen privater Anbieter für die Entscheidung für einen ungünstigeren Kredit.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Einfluss des „American Dreams“, der Vorstellung, dass sozialer Aufstieg für jeden möglich ist – ungeachtet von Herkunft und Vermögen. Tatsächlich verdient man mit einem Universitätsabschluss durchschnittlich mehr und ist seltener arbeitslos. Direkt nach dem Abschluss aber, also dann wenn der Kredit zurückgezahlt werden muss, ist die Arbeitslosigkeit unter Graduierten noch bedeutend höher als in späteren Jahren ihrer Karriere. Unter Unsicherheit entscheiden sich Studierende eher für einen mäßig bezahlten Job als beispielsweise für ein unbezahltes Praktikum, das der Türöffner für einen steilen Aufstieg sein könnte. Der Druck der Schuldenlast schränkt freie Entscheidungen ein, sodass Einstiegschancen in eine Karriere nicht wahrgenommen werden.
Viele Studierende sind sich der wahren Kosten ihres Abschlusses nicht bewusst. Ein Universitätsabschluss birgt Vorteile und die Bedeutung von Bildung darf nicht klein geredet werden. Hinsichtlich eines gut bezahlten Berufseinstiegs wird das Unizeugnis jedoch überschätzt. Aufgrund der asymmetrisch verteilten Information versagt der Bildungsmarkt zum Nachteil der Studierenden. Bildung über den Bildungsmarkt – das fehlt in den USA.
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