Schon John F. Kennedy wusste: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung“. Umso schockierender, dass es einer Pandemie bedarf, um endlich wieder über Bildung zu diskutieren. Die Konsequenzen des digitalen Rückstands in deutschen Schulen sind in vielerlei Hinsicht dramatisch.
Spätestens seit der Sonderauswertung der Pisa-Studie 2018 ist klar, dass die Digitalisierung in Deutschlands Schulen zu kurz kommt. Jahrelang hat man das Thema in Politik und Gesellschaft vernachlässigt und nun findet man Deutschland in der Schlussgruppe der Industrieländer wieder. Während in Dänemark bereits im Jahr 2018 über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler Zugang zu digitalen Lernplattformen hatten, waren es in Deutschland lediglich 33 Prozent. Die Lösung sollte der 2019 vereinbarte DigitalPakt Schule sein. Um die Digitalisierung voranzutreiben, werden den Bundesländern demnach 6,5 Milliarden Euro Fördergelder vom Bund zur Verfügung gestellt.
Viel Geld hilft nicht unbedingt viel
Verglichen mit den bestplatzierten Ländern der Pisa-Studie wird deutlich, dass diese nicht systematisch mehr Geld für Bildung ausgeben. Ein Indikator dafür, dass nicht die Höhe der staatlichen Bildungsausgaben entscheidend für einen besseren Lernerfolg ist. Vielmehr geht es um die Frage, wofür das Geld ausgegeben wird. Die Idee, Schulen mit vielen digitalen Geräten auszustatten, ist ein guter Anfang. Allein reicht dies aber nicht, um allen Schülern die Chance zu geben, langfristig erfolgreich mit der zunehmenden Digitalisierung umzugehen. Digitale Medien bringen keinen Nutzen, wenn niemand damit umgehen kann und die Netze nicht ausreichend ausgebaut sind. Das Zusammenwirken von Investitionen in Hardware und Netzausbau sowie die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften in diesem Bereich ist daher unabdingbar für eine effektive Mediennutzung.
Gleiches Recht für alle?
Trotz der hohen Bildungsausgaben lassen sich in Deutschland große soziale Unterschiede hinsichtlich der Mediennutzung feststellen. Erschreckend häufig besteht ein Gefälle zwischen Schulen in sozial benachteiligten und bessergestellten Gegenden. Fehlende Digitalisierung ist zwar nicht der Ursprung sozialer Ungleichheit, jedoch verschärft sie sie. Im Gegensatz zu Gymnasien sind vor allem Grund- und Hauptschulen schlecht ausgestattet. Dabei sollten gerade Kinder aus bildungsferneren Elternhäusern die Chance auf gute schulische Medienausstattung bekommen, da diese bei ihnen Zuhause eventuell nicht gegeben ist. Um Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, ist daher eine Verlagerung der Investitionen notwendig – hin zu Schulen, in denen sozial benachteiligte Gruppen überrepräsentiert sind.
Digitalisierung und Bildung
Doch warum ist Digitalisierung in Schulen überhaupt so wichtig? Schule wird von den Schülerinnen und Schülern heutzutage viel mit Druck und Frust verbunden. Um ihre Motivation und damit Leistung zu steigern, ist es von besonderer Bedeutung, sie in ihrer Lebenswelt, der digitalisierten Welt, abzuholen. Geschulter Medieneinsatz kann Lehrkräften helfen, die Qualität ihres Unterrichts zu verbessern. Denn Deutschland sollte es nicht nur auf Schulbildung an sich ankommen, sondern vor allem auch auf deren Qualität. Die Bildung unserer Kinder ist eine Form von Zukunftsinvestition und stellt den Schlüsselfaktor für zukünftigen Wohlstand dar. Dabei sollte jeder Einzelne von der Chance auf digitalisierte Bildungsmethoden profitieren können. Dies schüfe nicht nur individuelle, sondern auch gesamtwirtschaftliche Vorteile. Langfristiges Wirtschafswachstum wird von der Bildung jedes Einzelnen beflügelt, indem gesamtwirtschaftliche Produktivität erhöht und Innovation gefördert wird. Das Ziel muss folglich sein, ein Konzept zu erstellen, welches die Fördergelder effizient zwischen den Voraussetzungen digitaler Mediennutzung und ihrer Anschaffung aufteilt, ohne die Chancengleichheit aus dem Blick zu verlieren.
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