Fußball begeistert seit jeher Abermillionen von Menschen. Vor allem in Deutschland ist dieser Sport für viele Menschen ein fester Bestandteil ihres Alltags. Durchschnittlich 39.000 Zuschauer hatte ein Bundesligaspiel in der Saison 19/20 bis zum Beginn der Corona-Krise. Das erreicht sonst nur die englische Liga. Durch Sponsoring können sich Unternehmen und manchmal auch Staaten die Reichweite des Fußballs zunutze machen.
Katar
Bei allem Glanz hat der Fußball auch seine Schattenseiten. Spätestens seitdem der Weltfußballverband FIFA im Jahr 2010 die Weltmeisterschaft 2022 nach Katar vergeben hat, steht er in der Kritik. Katar, ein Land, in dem Menschenrechte, Pressefreiheit und demokratische Prinzipien laut eines Berichts von Freedom in the World nicht geachtet werden, wird Austragungsort eines globalen Sportgroßereignisses. Freie Meinungsäußerung und Frauenrechte sind dort laut Human Rights Watch kaum existent. Mindestens 6.000 Gastarbeiter sollen beim Bau neuer Stadien zwischen 2011 und 2020 gestorben sein und die Lage der meist ausländischen Hausangestellten im Rest des Landes ist gemäß Amnesty International unterirdisch.
Bayern und Katar
Erneut in den Fokus rückte diese Problematik, als sich Mitglieder des FC Bayern München gegen das Sponsoring des Vereins durch die Staatsairline Qatar Airways wehrten. Der Verein soll durch den Ärmelsponsor 17 Millionen Euro jährlich verdienen. Das ist deutlich mehr, als die meisten Vereine der Bundesliga durch ihren Hauptsponsor einnehmen.
Befürworter wie der Ehrenpräsident Uli Hoeneß führen das Sponsoring als Chance an, etwas in Katar zu verändern. Einem Staat, der ganz offensichtlich gegen die Menschenrechte verstößt, sollte aber keine Plattform gegeben werden. Gemäß Kants kategorischem Imperativ sollte man nur nach derjenigen Maxime handeln, von der man wolle, dass diese Gesetz werde. Fraglich ist nun, nach welcher Maxime der FC Bayern handelt. Für viele scheint es beim FC Bayern die Gewinnmaximierung zu sein. Diese allein ist nicht verwerflich, gerade für eine Aktiengesellschaft. Dennoch sollte nicht auf jegliche Menschlichkeit verzichtet werden. Zwar kann man es als Chance erachten, dass durch die erhöhte Aufmerksamkeit, die Katar mit der Zusammenarbeit mit dem FC Bayern auf sich zieht, eine Besserung der Lage vor Ort eintritt. Allerdings müsste man dafür auch aktiv etwas tun und dies auch vertraglich einfordern. Und selbst dann müsste man sich fragen, wie nachhaltig diese Verbesserungen wären.
Das Gegenbeispiel
Dass man anders handeln und sich für Menschenrechte einsetzen kann, zeigte im Jahr 2021 die Women‘s Tennis Association (WTA). Die chinesische Spielerin Peng Shuai verschwand zeitweise aus der Öffentlichkeit, nachdem sie einen ehemaligen chinesischen Vizepremierminister beschuldigt hatte, sie sexuell missbraucht zu haben. Daraufhin setzte die WTA alle Turniere in China bis auf Weiteres aus und erntete dafür nicht nur aus Tenniskreisen großes Lob.
Gekaufte Toleranz
Natürlich hat der FC Bayern nicht die Stärke eines Verbandes wie der WTA. Dennoch ergibt sich beim Sponsoring ein ähnliches Problem, nur auf einer kleineren Ebene. Es vermittelt das Bild einer käuflichen Toleranz. Eine Toleranz, die es Staaten wie Katar ermöglicht, ihre Soft Power, die Fähigkeit eines Staates seine Interessen gegenüber anderen Akteuren durchzusetzen, ohne Zwangsmaßnahmen einzusetzen, zu erweitern.
Um solche Auswüchse des Sports zu beseitigen, darf man nicht nur das schnelle Geld im Blick haben. Man braucht einen Blick für das große Ganze mit all seinen moralischen und ethischen Teilaspekten. Die WTA zeigt, dass man anders handeln kann. Der FC Bayern hätte die Chance gehabt, das zweitbeste Sponsoringangebot anzunehmen. Ein geringer finanzieller Verlust, aber ein großes Zeichen im Sinne der Menschlichkeit.
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