Ob Gemälde, Flughäfen oder Autos – vor den Klimachaoten der Gruppierung „Letzte Generation“ ist derzeit nichts sicher. Nicht einmal das Eigentum oder Menschenleben ihrer Mitbürger, wie ein tödlicher Verkehrsunfall vor einigen Wochen in Berlin verdeutlicht. Was soll das?
Erst vor wenigen Wochen geriet eine Radfahrerin unter einen Betonmischer und verletzte sich dabei schwer. Zwar hätte der Tod der Verkehrsteilnehmerin laut der behandelnden Notärztin wohl nicht verhindert werden können, dennoch wurde das Durchkommen von Rettungsfahrzeugen durch Straßenblockaden, die an jenem Tag von der Letzten Generation veranstaltet wurden, zumindest wesentlich erschwert. Dies kann im Ernstfall tödliche Konsequenzen nach sich ziehen und wirft die Frage auf, ob solche radikalen, kompromisslosen und rücksichtslosen Proteste zu einem „Erfolg“ führen können, der über einen nahezu explodierenden Frust und Hass innerhalb der Gesellschaft hinausgeht.
Ob Grundrecht oder nicht: alles hat seine Grenzen, so auch der zivile Ungehorsam als Teil des Aktivismus, auf den sich die Klimachaoten regelmäßig beziehen! Grenzen scheinen diese jedoch nicht zu kennen und es ist fraglich, ob es in ihrem Sinne überhaupt eine Grenze gibt, geht es doch um ihrer Meinung nach viel Wichtigeres als individuelle Rechte – nämlich um nicht mehr und nicht weniger als die Rettung der Menschheit.
Da kommt es den Chaoten gelegen, dass in deutschen Behörden weitgehende Uneinigkeit darüber herrscht, wie weit ziviler Ungehorsam gehen darf. Geht es nach der Meinung der breiten Bevölkerung, deren Frustpegel bereits am Anschlag ist, ist die Grenze schon lange erreicht. Nicht zuletzt durch die mutwillige Sachbeschädigung ihres privaten Eigentums.
Die Aktionen der Letzten Generation haben einen unerfreulichen Nebeneffekt: Geschwächt wird auch die Akzeptanz jener vielen Aktivisten, die sich friedlich für den Klimaschutz engagieren und sich so für eines der wichtigsten Ziele der nächsten Jahrzehnte einsetzen, wie etwa die durch Greta Thunberg ins Leben gerufene Bewegung Fridays for Future. Ihr gelang es, zahlreiche junge Unterstützer zu gewinnen und damit viele Politiker nachhaltig zu beeindrucken, sodass die Debatte um die Rettung des Klimas endlich auch in den Parlamenten den erforderlichen Stellenwert bekommen hat.
Dass friedlicher Aktivismus nicht nur mehr gesellschaftliche Akzeptanz hat, sondern auch erfolgsversprechender ist, hat die renommierte amerikanische Politikwissenschaftlerin Erica Chenoweth von der Harvard University in ihrer Studie „Why Civil Resistance Works: The Strategic Logic of Nonviolent Conflict“ aufgezeigt, die nach den Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren von Kampagnen im Zeitraum von 1900 bis 2006 sucht. Chenoweth kommt dabei zu dem Ergebnis, dass gewaltfreier Aktivismus mehr als doppelt so erfolgreich ist wie gewalttätiger Aktivismus. Zurückzuführen sei der Erfolg nicht zuletzt auf die beeindruckende Unterstützung der Bürger sowie deren Boykotte und Proteste.
So oder so dürften Aktionen à la Letzte Generation statt zu Akzeptanz und Unterstützung eher zu Frust und Wut innerhalb der Gesellschaft führen und damit den in der Studie erwähnten Erfolgsfaktoren zuwiderlaufen.
Mit anderen Worten: Wer wie die Klimachaoten anklagend und aggressiv um sich schlägt, wird nicht die benötigte Unterstützung der Gesellschaft erhalten und den ehrenwerten Teil seiner Ziele nicht erreichen! Erreicht wird lediglich, dass die Gesellschaft sich spaltet und neue Konflikte geschürt werden. Dass dies nicht zielführend sein kann, lernt schon jedes Kind im Kindergarten, scheint aber noch nicht bis zu den Klimachaoten durchgedrungen zu sein.
Es wäre wünschenswert und wichtig, die radikalen Klimachaoten in ihre Schranken zu weisen, nicht zuletzt, um einen innergesellschaftlichen Konflikt zu vermeiden, der ein Erreichen des großen und gemeinsamen Ziels Klimaschutz in noch weitere Ferne schieben dürfte.
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