Haben Sie eine Payback-Karte? – Das Tauschgeschäft von Daten gegen Rabatte

Neben Payback gibt es viele weitere Anbieter, die mithilfe des sogenannten Loyalty Marketing versuchen, u.a. durch Rabattaktionen eine langfristige Kundenzufriedenheit und -bindung zu erreichen. Auf den ersten Blick scheint dies eine Win-Win-Situation für Anbieter und KartenbesitzerInnen zu sein: Treue gegen Rabatte. Dahinter steckt jedoch ein weitaus kritischer zu betrachtendes Tauschgeschäft: Daten gegen Rabatte.

Ich spare doch Geld

Generell hat ein gesammelter Payback-Punkt einen Gegenwert von einem Cent, was nicht gerade nach viel Sparpotential klingt. Insbesondere für Gelegenheitskäuferinnen und -käufer ist der Mehrwert des Punktesammelns kaum ersichtlich. Die Anzahl an Payback-Punkten, die gutgeschrieben werden, variiert unter den Partnern. Dies ist für den Kunden nicht gleich ersichtlich, erschwert dem Punktesammler einen transparenten Überblick und zwingt ihn dazu, sich gezielt zu informieren. Neben dem Punktesammeln ist es möglich, eCoupons zu aktivieren, um Extra-Punkte oder Ermäßigungen beispielsweise für bestimmte Produktgruppen zu erhalten. Dies kann Kunden dazu verleiten, mehr zu kaufen als sie gebraucht hätten. Obgleich der Artikel, den man sonst nicht gekauft hätte, rabattiert war, hätte man mehr gespart, wenn man ihn gar nicht erst gekauft hätte.

Ich bekomme doch attraktive Prämien

Mit über 700 Artikeln, die im Payback-Prämienshop erworben werden können, fällt die Auswahl einer bestimmten Prämie schwer. Dass der Konsument hier anfängt, die Preise aller Prämien mit den regulären Handelspreisen zu vergleichen, ist unwahrscheinlich. Die Verbraucherzentrale NRW warnt u.a. vor einem fehlendem Preisvergleich: So konnten Tester ohne größeren Aufwand diverse Artikel im Payback-Prämienshop identifizieren, die teilweise deutlich teurer waren als im Handel. Von attraktiven Prämien kann kaum die Rede sein. Hinzu kommt, dass gesammelte Punkte 36 Monate nach dem Zeitpunkt der Gutschrift verfallen. Wer also drei Jahre lang auf eine Soundbar für 99.900 Payback-Punkte gespart hat, schaut in die Röhre, wenn auf einmal ein Teil der bereits auf dem Punktekonto gesammelten Punkte verschwindet.

Ich habe doch nichts zu verbergen

Anonyme Kundenbindungsprogramme, wie beispielsweise Döner-Stempelkarten, sind rar geworden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Mithilfe der bei der Registrierung angegebenen Daten, der Umsatzdaten sowie der Information über gekaufte Waren und Dienstleistungen ist es möglich, individuelle Nutzungs- oder Kundenprofile zu erstellen. Weiter können Algorithmen heutzutage schon vor dem werdenden Opa wissen, dass die Tochter schwanger ist, wie ein Beispielfall bei der  Supermarktkette „Target“ in den USA eindrücklich belegt hat. Kunden geben intime Informationen über individuelle Präferenzen, Konsumverhalten und -gewohnheiten sowie ihre Zahlungsbereitschaft preis. Diese freiwillige Offenbarung lässt den Kunden gläsern werden und ermöglicht individualisierte Werbung sowie eine vollständige Abschöpfung der Konsumentenrente – das mag auch niemand wollen, der nichts zu verbergen hat. 

Letztendlich kann nicht erwartet werden, dass sich jeder Verbraucher über alle Kosten und Konsequenzen bewusst ist, die mit dem Daten-gegen-Rabatt-Tauschgeschäft einhergehen. Eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Abwägung auf individueller Ebene ist aus diesem Grund wenig wahrscheinlich. Daher liegt es an der Politik, für mehr Verbraucherbildung, -erziehung und -informationen zu sorgen, um die bestehende Intransparenz und Informationsasymmetrie zu beseitigen und die Verbraucher zu mündigen Konsumenten zu schulen. Zudem müssen klare Spielregeln für die Marktakteure durchgesetzt und deren Einhaltung permanent kontrolliert werden, wie beispielsweise die Wahrung der Datenschutzverordnung.


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Kommentare

3 Antworten zu „Haben Sie eine Payback-Karte? – Das Tauschgeschäft von Daten gegen Rabatte“

  1. Avatar von Antje Schött
    Antje Schött

    Tatsächlich sind die Payback Card und auch die Deutschland Card weit verbreitet und sicherlich werden auf diese Weise auch Daten gesammelt. Allerdings stellt sich in Zeiten von Social Media, in dem alles gepostet wird, Beiträge geliked werden, Seiten gefolgt wird und so weiter, die Frage, was genau von uns noch unbekannt ist.
    Es scheint in meinen Augen eine Entwicklung hin zu mehr Offenheit auch im Hinblick auf persönliche Daten zu geben, in dem Payback Cards und so weiter das kleiner Übel zu sein scheinen.

    1. Avatar von Marvin Daab
      Marvin Daab

      Gerade wegen dieser gestiegenen Offenheit der Konsumenten haben die Rabattkarten-Anbieter immer leichteres Spiel. Mittlerweile bietet neben Payback und DeutschlandCard fast jeder Supermarkt eine eigene App an, mit dem Ziel, Nutzerprofile zu erstellen und Kunden individualisierte Angebote zu unterbreiten, damit diese mehr und häufiger bei ihnen einkaufen. Ich stimme daher der Autorin zu, es braucht mehr Verbraucherschutz bei Rabatt-Apps!

  2. Avatar von Niklas Duda
    Niklas Duda

    Hallo Stephanie,

    Ihr Artikel über Loyalty Marketing und Payback-Programme spricht wichtige Aspekte an. Auf den ersten Blick scheint es eine Win-Win-Situation zu sein, aber wie Sie zu Recht sagen, ist es ein Austausch von Daten gegen Vergünstigungen.
    Vermeintliche Vorteile wie Punktesammeln oder Prämien sind oft trügerisch. Erhebliche Bedenken bestehen hinsichtlich der Intransparenz der Punktevergabe und der Tatsache, dass Prämien teurer sein können als im regulären Handel. Hinzu kommt der Verlust der Privatsphäre durch das Sammeln persönlicher Daten für gezielte Werbung.
    Ich stimme zu, dass mehr Verbraucheraufklärung und ein klarer rechtlicher Rahmen notwendig sind, um die Verbraucher vor den Fallstricken dieser Programme zu schützen. Die Politik muss endlich tätig werden, damit Transparenz und Datenschutz gewährleistet sind.

    Beste Grüße
    Niklas

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