Die Klimakrise ist eine der drängendsten Fragen unserer Zeit, ihre verheerenden Auswirkungen sind bereits für viele Menschen spürbar. Lösungsansätze gibt es viele, nur schafft es die Weltgemeinschaft nicht, sich zu organisieren. Ein Klimaclub könnte genau dabei helfen und den fiesesten Klima-Bösewichten an den Kragen gehen: Trittbrettfahrern.
Die Vorteile genießen, ohne die Kosten zu tragen: Wie schön kann das Leben eines Trittbrettfahrers sein! Einziges Problem: Wenn alle Trittbrett fahren, trägt niemand die Kosten. Und genau das passiert gerade auf globaler Ebene in Sachen Klimaschutz. Jedes Land drückt sich um die Vorreiterrolle, bedeutet sie doch hohe Investitionskosten in klimafreundliche Technologien und damit erhebliche Wettbewerbsnachteile. Denn nicht nur die inländischen Produkte würden verteuert, Unternehmen hätten auch den Anreiz, ihre Produktion in Länder mit milderen Klimaauflagen zu verschieben, um Kosten zu sparen. Die Folge: Carbon Leakage. Das CO2 wird weiterhin in die Luft geblasen, nur eben anderswo.
Wie löst man also die nervige Blockade durch Trittbrettfahrer, die jede internationale Bemühung um Klimaschutz torpediert? Der Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsnobelpreisträger William D. Nordhaus hat eine Idee: Ein Klimaclub, eine Allianz von Staaten, die sich gemeinsam dem Ziel der Emissionsreduktion verschreiben und einen einheitlichen Zielpreis für CO2 festlegen. Bundeskanzler Olaf Scholz findet die Idee so gut, dass er Ende letzten Jahres gemeinsam mit den G7-Staaten einen solchen Club gründete.
Wer Trittbrettfahrer in der globalen Klimapolitik ausmerzen will, müsste Nichtmitglieder allerdings bestrafen können, etwa in Form von Strafzöllen auf deren Produkte. Das würde die höheren Produktionskosten, die durch die strengeren Klimaauflagen innerhalb der Clubländer entstehen, ausgleichen und Wettbewerbsverzerrungen verhindern. Auch das Problem des Carbon Leakage wäre gelöst, da Unternehmen keinen Anreiz mehr hätten, ihre Produktion in Länder mit weniger strengen Klimaauflagen zu verlagern. Nordhaus schlägt in diesem Zusammenhang vor, die Höhe des Strafzolls nicht von der CO2-Intensität des importierten Produkts abhängig zu machen, sondern einen einheitlichen Tarif festzulegen, um den Anreiz zum Clubbeitritt zu erhöhen. Die Grundidee: Nichtmitglieder schaden dem Club mit ihren Gesamtemissionen, nicht nur mit denen der gehandelten Güter. Wer auch seine klimafreundlicheren Produkte nicht mehr ohne Zusatzkosten in den Wirtschaftsraum der Clubmitglieder exportieren kann, hat einen höheren Anreiz, sein Trittbrettfahrer-Dasein niederzulegen und dem Klimaclub beizutreten.
In der Theorie klingt Nordhaus Konzept wie die eierlegende Wollmilchsau der Klimapolitik. Ganz so einfach ist es in der Umsetzung aber nicht. Einheitliche Strafzölle etwa wären zwar ein wirkungsvolles Mittel, um Trittbrettfahrerverhalten zu vermeiden, allerdings ist höchst fragwürdig, inwiefern diese Zölle mit den Regeln der Welthandelsordnung kompatibel sind. Das derzeitige Welthandelssystem ist eine Folge unzähliger Verhandlungen, um Protektionismus zu vermeiden. Ein zu exklusiver Club könnte als eine Abschottung gedeutet werden. Auch bräuchte es entsprechende Zusatzregularien für das internationale Handelsrecht, die einen Missbrauch einheitlicher Strafzölle sowie Vergeltungsmöglichkeiten der Nichtmitglieder verhindern.
Einige Hindernisse liegen somit noch auf dem Weg, dennoch können Scholz und seine Partner das Konzept von Nordhaus zumindest als Blaupause für ihren Klimaclub nehmen, um basierend darauf den Club detaillierter auszugestalten, insbesondere im Hinblick auf Sanktionsmöglichkeiten der Nichtteilnehmer. Denn auch wenn der Weg noch nicht gegangen ist, das Ziel ist klar: Mit dem Klimaclub geht es nun endlich den Trittbrettfahrern an den Kragen!
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