Aktienfonds vs. ETFs: Für eine Bankberatung im Sinne der Kunden

Wer am aktuellen Aktienboom teilhaben will, investiert sein Geld zumeist in aktiv gemanagte Aktienfonds, die der Bankberater empfiehlt. Häufig stellen sich solche Produkte für langfristig orientierte Sparer jedoch als schlechte Wahl heraus. Trotz oder gerade weil der Bankberater für ihre Vermittlung die höchsten Provisionen kassiert. Das muss sich ändern.

Investorenlegende und Multimilliardär Warren Buffett hat es längst erkannt. In seinem Testament verfügt er, dass seine Frau 90 Prozent seines Vermögens in einen so genannten „börsengehandelten Fonds“, kurz ETF (exchange-traded fund), auf den US-Börsenindex S&P 500 investieren soll. ETFs sind Indexfonds, die an Börsen gehandelt werden und das Ziel haben, einen zugrunde liegenden Index möglichst exakt nachzubilden. Die Wertentwicklung solcher Fonds verläuft daher nahezu parallel zum nachgebildeten Index.

Steigt beispielsweise der deutsche Leitindex DAX um 3 Prozent, so ist auch die Performance eines DAX-ETF bei ungefähr 3 Prozent. Im Gegensatz zu konventionellen Aktienfonds, die von einem Fondsmanager verwaltet werden, kommen ETFs ohne ein solches aktives Fondsmanagement aus. Sie zählen daher zu den passiv gemanagten Fonds.

Bankberater heben gerne hervor, dass aktiv verwaltete Aktienfonds flexibler und personalisierter seien. Fondsmanager wären in der Lage, ihr Portfolio laufend an sich ändernde externe Marktbedingungen sowie die Bedürfnisse ihrer Anleger anzupassen. Wie sich zeigt, sind aktive Aktienfonds damit jedoch nicht erfolgreicher sondern lediglich teurer. Eine derart aufwändige Verwaltung lassen sich Fondsmanager und Banken schließlich etwas kosten.

Für einen aktiven Aktienfonds zahlt der Anleger jährlich mehr als das Dreifache als bei einem passiv gemanagten Fonds. Zu Beginn eines Investments kommt außerdem noch ein Ausgabeaufschlag hinzu. Die signifikant höheren Gebühren sollten deshalb durch eine bessere Performance ausgeglichen werden. Das erklärte Anlageziel aktiver Aktienfonds ist es daher, durch geschicktes Fondsmanagement höhere Renditen zu erwirtschaften als der Marktdurchschnitt.

Doch zahlreiche Studien belegen, dass es die meisten Aktienfonds nicht schaffen, den Markt langfristig zu schlagen. So zeigt eine aktuelle Studie, dass es kaum einem Fondsmanager über die letzten 10 Jahre gelungen ist, den Marktdurchschnitt nach Abzug aller Gebühren zu schlagen. Der Anteil derer, die in diesem Zeitraum schlechter abschnitten als passive Fonds, ist sogar schockierend hoch (82 Prozent der Aktienfonds Deutschland, 88 Prozent der Aktienfonds Europa und 98 Prozent der Aktienfonds USA). ETFs sind also unter dem Strich nicht nur kostengünstiger sondern auch langfristig erfolgreicher.

Diese Befunde zeigen: Häufig werden dem Kunden nicht die Finanzprodukte empfohlen, die für ihn am besten geeignet sind. Dies muss sich endlich ändern. Die vom Gesetzgeber seit 2010 vorgeschriebenen Beratungsprotokolle sind nicht die Lösung. Ansetzen sollte man eher bei den Anreizen der Berater. Diese bieten keine ETFs an, da der Verkauf aktiver Aktienfonds ihnen deutlich höhere Provisionen verspricht.

Eine Lösung wäre die Offenlegung sämtlicher Kosten, die dem Kunden entstehen – inklusive der Beraterprovisionen. Ein erster Schritt ist bereits getan: Die seit Anfang 2018 geltende EU-Richtlinie MiFID II schreibt eine solche Kostentransparenz vor. Besser wäre aber ein Komplettverbot von Vertriebsprovisionen wie in Großbritannien oder den Niederlanden. Wer sich dort in Vermögensfragen beraten lassen will, muss seinen Berater direkt bezahlen. Dies beseitigt nicht nur die falschen Anreize, die Provisionen mit sich bringen, sondern setzt gleichzeitig auch neue – positive – Anreize: Anstatt sich nämlich wie selbstverständlich in der Hausbank beraten zu lassen, würden sich Sparer dann auch selbst wieder verstärkt mit Finanzfragen befassen. Ein Thema, bei dem die Deutschen sowieso Nachholbedarf haben.


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