Donald Trump lässt eine Mauer bauen. Die europäische Grenz- und Küstenwache Frontex verstärkt die Festung Europa. Großbritannien verschreckt mit seinen Brexitplänen viele EU-Ausländer. Doch die Angst vor Migration ist irrational, denn Einwanderung hat das Potential, uns alle reicher zu machen.
Im Gegensatz dazu sollte die Angst um die Zukunft unserer Sozialsysteme real sein. Immer weniger junge, erwerbstätige Menschen zahlen für die Renten, die Pflege und die medizinische Versorgung von immer mehr älteren Menschen. Einwanderung nach Deutschland macht das Problem weniger dringlich. Denn zum einen ist sie jung: Der Altersschnitt der Einwandernden ist deutlich geringer als das Durchschnittsalter der heimischen Bevölkerung. Zum anderen steigt die Erwerbsmigration nach Deutschland und auch Schutzsuchende wie Bürgerkriegsflüchtlinge integrieren sich immer besser in den Arbeitsmarkt. Insbesondere diese jungen Erwerbstätigen verringern das Verhältnis von Alten zu Erwerbstätigen und finanzieren über ihre Sozialversicherungsbeiträge die Rente, Pflege und medizinische Versorgung der deutschen Alten mit.
Deutschen Erwerbstätigen ist oftmals nicht bewusst, dass sie dadurch geringere Sozialbeiträge zahlen als sie es ohne Einwanderung müssten. Vielmehr fürchten sie einen Jobverlust durch die Konkurrenz der Einwandernden. Diese Angst ist jedoch nicht begründet. Wissenschaftliche Studien zu diesem Thema finden entweder gar keinen oder sogar einen positiven Einfluss von Einwanderung auf die Löhne und die Beschäftigung der heimischen Arbeitnehmer. Insbesondere Hochqualifizierte profitieren, weil zusätzliche gering qualifizierte Zuwanderer ihre Fähigkeiten relativ knapper werden lassen. Auf dem Arbeitsmarkt werden die Hochqualifizierten auf diese Weise attraktiver für die Arbeitgeber. Sie stellen zudem Eingewanderte für Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege von Angehörigen ein und haben so die Chance auf eine Vollzeitbeschäftigung oder mehr Freizeit. Allenfalls für geringqualifizierte Arbeitnehmer finden einige wenige Studien negative Effekte von Einwanderung auf Arbeitslosigkeit und Löhne.
Auf vermehrte Einwanderung hoffen auch die heimischen Unternehmen. Seit Langem klagen sie über einen Fachkräftemangel, vor allem Hochqualifizierte aus dem MINT-Bereich werden gesucht. Zunehmend fehlt auch im sozialen Bereich Personal: Neben Ärztinnen und Ärzten mangelt es auch an Krankenschwestern und Pflegepersonal. Selbst das deutsche Handwerk findet immer weniger Nachwuchs: Metzgereien und Bäckereien schließen. Die Gesamtkosten des Fachkräftemangels beziffert das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft auf fast ein Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Neben verbesserten Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die hiesigen Arbeitnehmer und der Integration von mehr Frauen und Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt setzen die Unternehmen ihre Hoffnungen vor allem auf die Zuwanderung.
Freuen dürfen sich dabei nicht nur die Unternehmen: Die Einwanderung führt zu wirtschaftlichem Wachstum und erhöht so die Steuereinnahmen des Staates. Der Staat hat damit die Mittel, geringere Löhne der geringqualifizierten Arbeitnehmer zu kompensieren, sollten sich die Befürchtungen der pessimistischeren Studien zur Zuwanderung doch bewahrheiten. Darüber hinaus bleibt Geld übrig für andere Projekte wie Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Unterm Stich steigert Einwanderung den Wohlstand Deutschlands und der Welt als Ganzes.
In diesem Sinne ist es zu begrüßen, dass die Bundesregierung die Hürden für Zuwanderung etwas gelockert hat. Um Einwanderungsbereite anzulocken, braucht es jedoch auch eine positivere Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Einwanderung – insbesondere auch gegenüber der Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern. Dazu muss die Politik es schaffen, der Bevölkerung klarzumachen, dass sie von der Einwanderung profitieren wird und ihr mögliche Ängste durch konkrete politische Maßnahmen nehmen. Auf keinen Fall sollten Parteien aus wahltaktischen Überlegungen aktiv Ressentiments gegenüber möglichen Einwandernden schüren und diese abschrecken.
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