Absturz der Credit Suisse – Folge einer Vertrauenskrise?

Die Credit Suisse ist nun bereits die zweite Großbank der Schweiz, die innerhalb der letzten 15 Jahre gerettet werden musste. Und das, obwohl nach der ersten Krise neue Regulierungen eingeführt wurden, um dem Fall weiterer Banken entgegenzuwirken. Diese haben offenbar nicht ausgereicht. Welche Rolle spielt also das mangelnde Vertrauen der Kunden in die Sicherheit der Bank?

Im März des Jahres 2023 spitzte sich die Lage für die Credit Suisse zu. So weit sogar, dass zunächst die Schweizer Nationalbank mit 50 Milliarden Euro Liquiditätshilfen zur Rettung eilen musste und letztlich, nur drei Tage später, die Übernahme durch die UBS verkündet wurde. Zwar wurde der Fall der Credit Suisse durch den Kollaps der Silicon Valley Bank losgetreten, doch war sie durch schon länger bestehende Vertrauensprobleme besonders anfällig dafür. Nicht zuletzt dadurch geriet sie in eine fast unvermeidbare Abwärtsspirale in Richtung Bankenversagen. 

Die Credit Suisse hat in ihrer 167-jährigen Geschichte bereits einige Kontroversen hinter sich. Diese reichen von Spionageskandalen über Datenpannen und Geldstrafen bis hin zu Verwickelungen in Kokain-Geldwäsche-Geschäfte. Auch die enormen Bonus-Zahlungen werden bereits seit einigen Jahren kritisiert. Noch 2009 erhielt der damalige CEO Brady Dougan neben seinem Gehalt von knapp 20 Millionen Euro zusätzliche Boni im Wert von über 70 Millionen Euro. Solche unvorstellbaren Summen mögen heute nicht mehr üblich sein. Doch wenn eine Bank in den letzten zehn Jahren in Summe drei Milliarden Euro an Verlusten verzeichnet, während gleichzeitig 32 Milliarden Euro Boni ausschüttet werden, lässt dies die Öffentlichkeit natürlich zweifeln. Durch solche Schlagzeilen wird das Vertrauen der Bürger wieder und wieder erschüttert, was ohnehin schon Kundenabgängen verursacht, vor allem aber in Krisensituationen den Vertrauensverlust verstärkt. 

Das erwähnte Bonussystem hinterlässt aber nicht nur einen unguten Geschmack in den Mündern der Steuerzahler, es setzt auch falsche Anreize für die Angestellten der Bank. Denn was belohnt ein solches System? Das schnelle Geld. Langfristige Sicherheit und Stabilität bleiben dabei auf der Strecke. Faktoren, die wohl für Kunden aller Bank wichtig, vor allem aber für systemrelevante Banken essenziell sind. Denn zahlt sich deren risikoreiches Verhalten nicht aus, muss es im Ernstfall der Steuerzahler ausbaden. Ist eine Bank „too big to fail“, würde ihr Untergang zu übermäßigen Kollateralschäden auf den Finanzmärkten führen, weshalb sie im Pleitefall vom Staat gerettet werden müsste. Die Tatsache, dass im Zweifel Steuermittel zur Rettung von Banken herangezogen werden müssten, sollte von Seiten der Banken einen gewissenhaften Umgang mit dieser Verantwortung zur Folge haben. Eine solche Absicherung hat aber oft den gegenteiligen Effekt und resultiert in risikoreicheren Spekulationen. Ein klarer Vertrauensmissbrauch gegenüber den Bürgern.

Es zeigt sich: Das wichtigste Kapital der Banken ist das Vertrauen der Kunden. Mit diesem steht und fällt das Geschäft einer jeden Bank, denn ohne Kunden kein Kapital und somit keine Kredit- oder Investmentgewinne. Die Bemühungen um das Kundenvertrauen sollten also vor allem von systemrelevanten Banken deutlich in den Vordergrund gerückt werden, um so für mehr langfristige Sicherheit und Beständigkeit zu sorgen. Da durch die Übernahme vonseiten der UBS nun eine noch größere Bank geschaffen wurde, wird dies umso wichtiger. Denn als einzige verbleibende Großbank der Schweiz ist die UBS nun wirklich „too big to fail“. 

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